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Inside Sophie: The Journal of Living in Qatar #3.



5:30, der Wecker klingelt und ich liege mit geöffneten Augen in meine Bett und sehe am Horizont die Sonne aufgehen. Bereits die dritte Woche und gefühlt eine halbe Ewigkeit. Ich reflektiere die Zeit und stelle an manchen Tagen fest, dass ich hier so viel erlebe, wie manch andere in der dreifachen Zeit. Noch immer renne ich wie angestochen von Termin zu Termin und schleppe mich an manchen Abenden wie ein Zombie in mein Bett. Mein Kopf pocht und mein Rücken tut weh.

Es ist Sonntag, für euch ein Tag zum entspannen ohne Terminen und Verpflichtungen und für mich der Tag, an dem die Woche wieder startet. Mit vielen Ups and Downs blicke ich auf eine weiter Woche hier in Doha zurück. So langsam komme ich an. Ich merke, dass ich mich wohler fühle und doch auch das ein oder andere aus Deutschland vermisse. Dadurch, dass ich Vollzeit arbeite und auch meine Prioritäten verlagern muss, ich hier auch verhältnismäßig mehr verdiene, kann ich gut leben. Dennoch vermisse ich die Natur und das Klima in Europa. Außerdem ist es überall so unglaublich still. Es gibt keine Musik, die Leute verschwinden binnen Sekunden in ihren überdimensionalen SUV´s und auf den Straßen ist keine Menschenseele zu sehen. Es ist noch immer sehr sehr warm, die Luftfeuchtigkeit hoch und die Hitze steht, denn nur selten ist ein Luftzug zu spüren. Alles ist klimatisiert und auf 12 Grad runtergekühlt. Manchmal friere ich hier so sehr, dass ich die Fingerspitzen nicht mehr spüre. Auch im Klassenzimmer habe ich unterdessen die AC ausgestellt und mache sie nur als Ventilator in den Pausen an.

Doch fangen wir mit dem Sonntag an. Der erste und letzte Tag der Schulwoche ist immer den anstrengendste. Irgendwie passiert immer was und immer ist Chaos. An diesen Tagen mache ich drei Kreuze, wenn ich das Gebäude verlassen kann. Dennoch versuche ich immer am Abend noch etwas zu unternehmen und mich mit verschiedene Leuten zu connecten und zu treffen.

Allerdings war die Woche so aufregend, denn ich habe endlich eine Wohnung gefunden. Noch diese Woche sollte ich den Vertrag unterschreiben und die Wohnung beziehen können. Ein kleiner Traum war es, dass ich hier auf der Pearl leben kann. Diese Teil von Doha ist international, sehr luxuriös und mit einem eigenem Strandzugang. Ich hatte euch bereits erzählt, dass man als Frau hier schon sehr oft beobachtet wird. Auf der Pearl ist das ganz und gar nicht so. Ich kann joggen gehen, mit einer Short vor die Tür und mir meinen Icelatte in einem Tanktop holen. Meine Wohnung ist riesig und in einem Tower, der ein eignes Gym, einen Pool und verschiedene Fitnessangebote anbietet. Außerdem bekomme ich jeden Morgen am Eingang einen frisch aufgebrühten Kaffe. Die Wohnung ist modern und mit einem arabischen Touch. Ich persönlich würde es so nicht einrichten, aber für die Zeit ist es mehr, als ich mir hätte wünschen können. Abgesehen davon, dass am Ende alles so gekommen ist, wie ich es mir erträumt habe, bin ich so glücklich, endlich was gefunden zu haben. Denn abgesehen davon, dass ich viel zu tun habe und auch in der Arbeit erstmal zurecht kommen muss, hat mich die Wohnungssituation schon sehr belastet.

Am Samstag konnte ich auch die ersten Sachen in die Wohnung einräumen und die Schlüssel abholen.

Außerdem war ich Montag und Dienstagabend mit Freundinnen verabredet, sah ein paar super coole Cafés und Viertel in Doha. Ich besuchte ausserdem ein Schreibwarengeschäft, der alles in 20facher Ausführung hatte, aber nicht das, was ich suchte.

Am Freitag war ich beim Liquid Brunch, denn wie ich schon erzählte, brauche ich mindest einen Tag in der Woche, an dem ich ausgehe. Freitags brunchen ist hier sehr üblich. Man zahlt eine Pauschale in der dann sowohl Essen als auch Trinken beinhaltet ist. Ein Live-DJ spielte Latin-Musik und im Rausch von guter Laune, netten Gesprächen und meinen Freundinnen, war es ein unvergesslicher Tag.


Gestaunt

Natürlich versuche ich immer eine Geschichte zu erzählen, die mich die Woche über am meisten geschockt hat. Die Menschen hier haben nicht nur zu viel Geld und meiner Meinung nach den Bezug zur Realität verloren, sondern sind auch sehr sehr bequem. Ich hatte bereits erzählt, dass hier immer für alles und überall hin das Auto genommen wird. Selbst 7 min zu Fuß wird mit dem Auto erfahren. Aber das verrückteste, was ich diese Woche erlebt habe, ist das Thema: Schönheitsoperationen. Bereits aus Mexiko und auch der USA ist mir bekannt, dass viele Frauen eine OP über Selbstakzeptanz setzen. Natürlich verstehe ich, dass wenn man wirklich unzufrieden ist oder körperliche Einschränkungen hat, solch ein Eingriff erforderlich ist. Aber hier ist das auf Grund von Bequemlichkeit. Einer der häufigsten Eingriffe, der hier getätigt wird, ist die: MAGENVERKLEINERUNG. Obwohl die Bevölkerung weiß, was für Komplikationen entstehen können, was ein solcher Eingriff mit dem Körper macht, nehmen sie die Konsequenzen in Kauf. Denn anstelle sich zu bewegen und ein bisschen Sport in den Alltag, der hier erst um 14 Uhr startet und Frauen sowieso nicht arbeiten, zu integrieren, wird eine OP bevorzugt.


Getragen


Geplant

Diese Woche stehen unglaublich viele Elterngespräche an, denn auch wenn ich hier an der deutschen Schule arbeite, haben viele Kinder keinen deutschen Hintergrund und somit sprachlich große Probleme. Außerdem werde ich erstmal in der neuen Wohnung ankommen und mich einrichten. Ich werde ein paar Termine wahrnehmen müssen, da ich Checks drucken muss - tatsächlich sind sie in diesem Bereich noch sehr altmodisch. Am Freitag werde ich wahrscheinlich einen SpaDay einlegen und ein bisschen entspannen. Außerdem bin ich bereits am Dienstag mit einer Freundin verabredet und hoffe noch auf die ein oder andere Party. Zusätzlich habe ich mir vorgenommen, diese Woche ein paar Telefonate zu führen, denn bisher hatte ich noch nicht richtig Zeit, mich bei allen rückzumelden. Allerdings wird sicherlich noch das ein oder andere passieren. Schaue wir mal, was die Woche vier bereit hält. Bleibt gesund!

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