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  • samtweich

Der Valentinstag, doch eigentlich bin ich gar keine Romantikerin



Puubär, Liebling, Rosenblätter oder ein Weg aus Teelichtern, welche zu einer Schachtel vollgefüllt mit Pralinen führt. Der Valentinstag ist der Tag, an denen die Floristen, Schmuckgeschäfte und Restaurants ihren Jahresumsatz machen. 134 Millionen Rosen wurden im Februar 2017 nach Deutschland importiert. Der Gesamtumsatz der Blumenhändler in den Tagen rund um den 14. Februar liegt bei 120 bis 130 Millionen Euro und das ist doppelt so viel wie in den Jahren zuvor.

Zärtliche Küsse und verliebte Blicke in der Öffentlichkeit sind für mich eher der Grund die Situation schnellstmöglich zu verlassen.

Ich zähle mich selbst überhaupt nicht zu einer Romantikerin und muss auch gestehen, dass mich dieser ganze Kitsch nervt. Natürlich meine ich damit nicht, dass es auch mal schön ist, in den Armen des Freundes einzuschlafen oder eine kleine Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch dieser ganze aufgesetzte industriell-hergestellte Kram verstaubt in der Ecke und ist kein Indiz dafür, dass alles gut ist.

Der Tag der Liebe ist für mich viel mehr, als ein Haufen Geschenke.

Vor einigen Wochen hatte ich darüber geschrieben, wie ich Liebe definiere und das diese ganz unterschiedlich sein kann. Valentinstag ist für mich ein Tag wie jeder andere.

Die Gesellschaft lässt Grüppchen entstehen, denn auf einmal sollen alle Singles auf eine Blind-Date oder zu einer Single Party in den nächsten Club. Wir setzten also den Alleinlebenden einen Stempel auf und erwarten von den Pärchen, dass sie sich verliebt bei dem Italiener in die Augen schauen und die Spagetti essen. Doch können wir dem einfach den Rücken kehren und nicht daran teilhaben?

Ich denke schon, doch glaube ich auch, dass das gar nicht so einfach ist. Wir sagen nein und sehen dann bei den anderen, wie schön ein ja sein könnte. Auch wenn ich keine Romantikerin bin, sind Geschenke immer schön. Auch wenn ich rote Rosen unendlich hässlich finde und mich weiße Rosen an eine Beerdigung erinnern, ist es das Lächeln in den Augen, welches beneidenswert ist, wenn dich das Geschenk erreicht. Pralinen finde ich eklig, vor allem die mit Füllung, doch hin und wieder ist die Geste nicht dazu da, dass wir unbedingt das Geschenk lieben müssen. Es geht um die Bedeutung und den persönlichen Wert. Ein Mensch hat sich für dich Zeit genommen und mit aller Kraft und gutem Gewissen etwas für dich ausgesucht. Es ist nicht nur ein Gutschein, oder Geld von dem du was kaufen kannst, es ist eine bewusste Auswahl die mit Zeit verbunden ist, die heutzutage das kostbarste ist.


Kennt ihr noch diese Herzketten, die man mit 14 von dem ersten Freund geschenkt bekommen hat? Auch diese finde ich heute grausam und trotzdem habe ich sie damals mit purer Überzeugung getragen. Es heißt, dass dich jemand wirklich aufrichtig in sein Herz geschlossen hat. Doch wir werden älter, haben Ansprüche und einen eigene Kopf. Wir wissen, was wir schön und was wir unschön finden. Wir wissen auch, dass Liebe nicht auf einen Tag festgesetzt ist, doch müssen wir dann aus Respekt, Wohlwollen und Aufrichtigkeit den Kitsch akzeptieren oder den Schmuck, die Pralinen oder Blumen schön finden, obwohl wir das ganz und gar nicht so sehen?


Ich persönlich brauche keinen Beweis, nicht diese ständige Bestätigung und vor allem keine großen Geschenke. Ich brauche aber immer wieder den Rückhalt, das Vertrauen, den Humor, die Abwechslung und vor allem die Geduld, wenn mal wieder nicht alles so läuft, wie es laufen soll. Kein Drama, kein Stress und keine Überdramatisierung. Der Valentinstag ist eine Erinnerung an die Liebenden, den anderen zu akzeptieren, wie er ist. Geschenke sind nicht die oberste Priorität, denn die Liebe kann nicht gemessen werden.

Ein Zettel am Nutellaglas, ein frisches Croissant aus der Bäckerei oder ein Kaffe ans Bett ist an diesem Tag genug.

Liebe setzt sich irgendwann im Alltag fest und es ist unserer Aufgabe, diese immer wieder aufzuwecken und sie wachsen zu lassen. Über die Jahre verändert sie sich und ist an viele Herausforderungen geknüpft.


Ist es nicht viel wichtiger, dass ich Schicksalsschläge, Umzüge oder Fernbeziehungen übersetze? Es sollte gelacht, getanzt, verziehen und geliebt werden und das nicht nur ausschließlich am Valentinstag.


Doch am wichtigsten ist und bleibt der Austausch, denn nur weil ich finde, dass der Valentinstag eigentlich gar nicht so besonders ist, heißt das noch lange nicht, dass eine andere Person genauso darüber denkt. Jeder ist verschieden und es gibt viele Frauen und Männer, die diesen Tag sehr wichtig finden und solche Gesten erwarten. Es ist kein Muss, aber doch eine Voraussetzung. Und ich denke, dass ich wissen sollte, was mein Partner/in als wichtig empfindet, denn nur so kann die Beziehung wachsen und glücklich sein.


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