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Inside Sophie: The Journal of Living in Qatar #2.



Gemacht

Teil 2 der ersten 13 Tage:

19. August. 2022: Es ist Freitag, alle Behörden sind zu. Aber die Malls, Geschäfte, Restaurants und Bars haben auf, schließen aber zwischen 11:30 und 12:30. Es ist sowieso faszinierend, dass ich hier auch nach acht noch einkaufen gehen kann. Wenn ich allerdings dazu keine Lust habe, lass ich es mir liefern. Denn umgeben von Luxus, sind die Menschen hier unglaublich bequem. Wenn du nicht willst, musst du hier nichts machen. Eigentlich musst du nicht mal dein eigenes Auto fahren oder deinen Alltag organisieren, denn es gibt immer jemanden, der dir diese Arbeit abnimmt.

Dennoch entschied ich mich, nachdem ich beim Sport war und etwas im Supermarkt eingekauft hatte, ein bisschen am Pool zu liegen. Abgesehen davon, dass das Hotel bekannt für Prostitution ist, kann man selbst im Badeanzug nicht ohne starrende Augen aus dem Wasser steigen. Ich entschied mich also, am Nachmittag nochmal durch Doha zu fahren und am Abend mit Freunden aus der Heimat zu telefonieren.


20. August. 2022: Samstag, die erste Wohnungsbesichtigung und ein richtiger Erfolg. Eigentlich müssen jetzt nur noch die Papiere fertig gemacht werden und dann sollte alles klar gehen. Ich verbrachte den Tag in einem sehr schönen Frühstückslokal, schlenderte ein bisschen an der Pearl entlang und war am Abend mit Freunden auf dem Souq. Ein traditioneller Markt, mit gutem Essen, vielen Kleidungsgeschäften und sogar einer Zoohandlung. Eingepfercht in kleinen Kartons, mied ich diesen Teil und trank lieber ein zweites Lemon-Mint, das traditionelle Getränk hier. Ich packte meine Tasche, stellte meinen Wecker, bereitete in meiner nicht vorhanden Küche, ein eher unbefriedigendes Frühstück vor und fiel in einen viel zu kurzen Schlaf.


21. August. 2022: 4:30, ich kann einfach nicht schlafen. Eigentlich habe ich noch eine Stunde, wieso ich versuchte die Augen zu schließen. Frustriert lief ich nach kurzer Zeit ins Bad, kämmt meiner Haare und zappte ein bisschen auf Instagram rum.

In der Schule war Chaos, der Drucker funktionierte nicht, wieso am Ende ein komplettes Blätterwirwar entstand. Deswegen war ich 2h damit beschäftigt, die Arbeitsblätter neu zu sortieren. Außerdem lief es mit dem Apartment nicht, weil irgendwelche Formulare fehlten. Eigentlich will der Besitzer eine Bürgschaft von der Schule und obwohl wir alles abgegeben haben, sah es bereits am Mittag nicht mehr so gut für uns aus. Heute stand auch der letzte Punkt des QID-Verfahrens an: Fingerabdrücke nehmen. Nicht nur, dass sie das Gesicht scannten und jeden einzelnen Finger unter die Lupe nahmen, gab es auch hier einige Komplikationen. Mein Name wurde falsch aufgeschrieben, wieso ich nach einem Hin und Hergerenne, einem panischen Telefonat und natürlich wieder ohne Hilfe, zunächst nicht drangenommen wurde. Nachdem aber a mit b sprach, und sie, Himmel wer weiß wieso, sich dann doch umentschieden, konnte die QID beantragt werden. Zurück in der Schule, war Drama. Hier ist immer Drama, es ist laut, es schallt, alles hallt und ich wusste gar nicht, wo ich eigentlich sein müsste. Meinen Stick habe ich verloren, dauernd vergesse ich, wo ich die Kaffetasse stehen gelassen habe, oder wo ich überhaupt die Arbeitsmaterialien finde. Der Elternabend muss geplant werden und auch der Stoffverteilungsplan in 4 Fächern, für das ganze Schuljahr muss erstellt werden. Und das Beste? Ich weiss nicht, wie ich das geht.


22. August. 2022: Es ist Montag. Der Tag geht schnell vorbei, ich habe mich dazu entschieden, doch ein Ampelsystem einzuführen, weil meine Klasse echt verrückt ist. Die Kinder sind sehr charakterstark, laut und auch sehr extrovertiert. Es ist anstrengend. Dennoch gibt es einen Grund aufzuatmen, denn am Nachmittag sollten wir den Vertrag für die Wohnung unterschreiben. Schon lange hatte ich nicht mehr so viel Energie auf dem Laufband, wie heute. Vielleicht wird doch noch alles gut und schon bald bin ich aus dem Hotel raus und lebe das Leben, was ich mir von diesem Land erträume. Auf dem Rückweg werde ich von drei Frauen im Fahrstuhl angeraunzt, weil mein Sportoutfit nicht ihrem Geschmack entspricht. Kurzzeitig dachte ich, dass ich mich nicht respektvoll verhalten hatte, allerdings wurde mit erklärt das es nicht darum ging, dass ich mit den Frauen im Fahrstuhl war, sondern dass mein Outfit dem einer N*** gleichzusetzen ist. Nett, oder?


22. August. 2022: Es ist Montag und nach diesem Chaos gestern, habe ich mir fest vorgenommen mich nicht mehr so stressen zu lassen. Ja ich weiß, es ist einfacher gesagt als getan, aber im Grunde renne ich hier nur von a nach b und das ist ganz sicher nicht normal. Nach der Schule hatten wir gleich einen Termin im Marklerbüro, Vertrag anschauen, unterzeichnen und gut ist. Leider war das alles nicht so einfach. Dennoch hatten wir alle Unterlagen und sollten noch am Nachmittag die Bankdaten für die Kaution erhalten. Für den Rückweg holten wir uns einen Uber, der knallhart an uns vorbeifuhr und uns dann rückmeldete, dass wir doch bitte die Fahrt stornieren sollen. Hier ist das eine Masche um 5 Real für nichts zu bekommen, denn wenn man cancelt, muss eine Gebühr bezahlt werden. 45 min hielten wir aus, bis er die Fahrt stornierte.


23. August. 2022: So langsam bekomme ich eine Routine, es ist nicht mehr ganz so ein Chaos und ich merke, dass ich etwas runterkomme. Irgendwann zwischen schreienden Kindern, Emails und Lehrergesprächen, erhielt ich die Nachricht, dass die Wohnung nun doch an jemanden anderen vermittelt wurde, wieso die Suche wieder von vorne losgeht.

Ein Wunsch den ich mir erfüllen möchte, so lange ich hier leben, ist mit einem Blick auf das Meer aufzuwachen, zwischen Hochhäusern und einem guten Lebensstandard. Allerdings ist das Problem die FiFa, wieso es einfach nichts gibt und das was es gibt, wirklich unglaublich teuer ist. Allerdings kam heute Post aus Deutschland an, wieso ich mit meinem Backpack und einem mit Kaffee überschüttetem T-Shirt aus der Schule zurückfuhr. Ich war schon lange nicht mehr so müde und schlief tatsächlich um halb 9, nachdem ich mit meiner Schwester telefoniert hatte, ein.


Am Mittwoch und Donnerstag war ich damit beschäftigt meine Karte auszudrucken, denn ich habe endlich mein Bankkonto einrichten können. Etwas, was ich von meiner Liste streichen kann. Ich bin also in die Mall gegangen, stand an einer endlosen Schlange an und ließ mir von einem Automaten die Karte printen. Außerdem hatte ich Besichtigungen und ich sage es euch, zwischenzeitlich hatte ich ein bisschen Angst, ob ich wirklich zuhause ankomme. Der eine Makler fuhr uns zurück um Hotel. Das Taxi stand vor Dreck und der Geruch im Auto war ein Mix aus abgestandener Zigarette, Parfüm und dem Besitzer. Auch wenn Uber eine gute Fortbewegungsmöglichkeit ist, ist es dennoch ab und zu echt eklig. Schlussendlich hatten wir dann doch noch ein positives Erlebnis, denn es sieht so aus, als wenn das Apartment anscheinend noch auf dem Markt ist. Hier wird eine Wohnung von verschiedenen Maklern vermittelt – so nach dem Motto: First comes First saves. Vielleicht klappt es ja doch noch … ich habe nämlich ehrlich keine Lust mehr, nach der Schule auch noch das machen zu müssen.

Komplett erschlagen und mit schmerzenden Beinen legte ich mich auf mein Bett, denn Himmel es ist Donnerstag, also Zeit für Drinks.

Die Bar war eine Katastrophe. Zwischen Shishas und alten Männern saßen wir wie Hühner auf der Stange an unserem Tisch. Abgesehen davon, dass es keinen Alkohol gab, war es einfach komisch und kalt. Um 11 wollten wir um Club sein, was am Ende 12 wurde: Stau. Hier wird auch in der Nacht gebaut. Ein Bagger schaffte es tatsächlich den ganzen Verkehr lahm zu legen. Eine Freundin stieg komplett genervt aus dem Auto aus, legte sich mit den Bauarbeitern an, hubte den Verkehr zusammen und drehte die Musik auf Anschlag. Nach 35 min schafften wir es irgendwie aus dem Stau raus. Ich habe schon lange nicht mehr so viel gelacht, wie an diesem Abend. Obwohl die ganze Situation einfach wirklich so dumm war und man sich echt fragen muss, was die Menschen hier sich so denken, hatten wir so viel Spass. Die Musik im Club war ok und nachdem ich dann irgendwie hinein kam, weil ich keinen Pass hatte, sondern nur meinen Ausweis, war ich eingehüllt von lauter Musik, Vodka und einer berauschenden Party.


Getragen


Geplant

Diese Woche muss ich auch am Nachmittag viel Arbeiten. Stoffverteilungspläne schreiben und der erste Elternabend am Montag steht an. Dennoch hoffe ich, nicht ganz so spät aus der Schule rauzukommen und noch ein bisschen Zeit für mich zu haben. Was am Wochenende passiert, wir werden es sehen. Hoffentlich bekomme ich eine Wohnung - drückt die Daumen und bleibt wie immer gesund!

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